Erste automatisierte Schlepper im Werk in Wien
Opel fährt ab auf AutomatisierungAls erster Opel-Standort nimmt das Werk im österreichischen Aspern vollautomatische Fahrzeuge für längere Distanzen in Betrieb. Dabei setzt der Autobauer voll auf die Kompetenz von Linde.
Eine große Fabrikhalle in der Nähe von Wien. 900 Meter lang, 200 Meter breit, insgesamt mehr als 25 Fußballfelder groß. Geschäftiges Treiben herrscht zwischen den Fertigungsmaschinen. Roboter bewegen Getriebeteile punktgenau an ihren Einbauort. Mittendrin drehen seit Juli sechs vollautomatische Fahrzeuge von Linde fahrerlos ihre Runden. Beinahe lautlos bewegen die Geräte ihre Ladung mit maximal vier Stundenkilometern, also Schrittgeschwindigkeit, zwischen Lager und Montage.
1.600 Beschäftigte fertigen hier Motorengetriebe für die Fahrzeuge des Auto-Riesen. Mittlerweile fährt jeder zweite Opel mit einem Getriebe aus diesem Werk, pro Minute werden hier zwei davon hergestellt.
Die Zukunft der Fertigung ist digital
Die Werksleitung hatte geplant, die Produktivität der Kanban-Loops zu steigern und damit die Bereitstellung der Kleinteile an der Montagelinie zu optimieren. Gleichzeitig sollte das Werk mit Blick auf die wachsenden Anforderungen einer vernetzten Industrie zukunftsfähig gemacht werden.
Die Herausforderung war, autonomes Fahren in die bestehenden Systeme zu integrieren,
sagt Dr. Clemens Fath, Manager Supply Chain & Logistics Opel Wien GmbH. „Wir haben von Anfang an das Gefühl gehabt, dass wir bei Linde mit den richtigen Leuten arbeiten, die gemeinsam mit uns an das Projekt glauben und die Kompetenz haben, das auch umzusetzen.“
Erste Gespräche zwischen Opel und Linde fanden im Frühjahr 2016 statt. Ab November 2016 war das erste Testfahrzeug im Einsatz. Die Auslieferung begann Mitte Juli, im Oktober fand die offizielle Übergabe statt.
Die automatischen Fahrzeuge von Linde fahren komplett autonom in das Lager des Werkes, wo Mitarbeiter sie mit Kleinteilen für die Fertigung beladen. Dann geht es selbstständig zurück in die Montage, wo Mitarbeiter sie empfangen, entladen, das Leergut beladen und die Fahrzeuge zurück ins Lager schicken.
Der Testbetrieb startete im vergangenen Sommer. Doch bevor es so weit war, mussten die Fahrzeuge lernen, sich in der riesigen Produktionshalle zurechtzufinden.
„Jedes der Fahrzeuge hat eine virtuelle Landkarte des Werks eingespeichert. Dazu wurden vorher alle Routen und die Konturen der Fahrwege erfasst“, erklärt Katrin Grandl, Leiterin Material Handling bei Opel. In der virtuellen Landkarte wurden die Routen der Loops eingegeben, damit sie sich im Betrieb mit einem Tastendruck abrufen lassen. Als nächstes muss der Logistiker vor jeder automatisierten Fahrt einen Sicherheitscheck machen, bevor er das Fahrzeug mit Drücken der Auftragstaste auf Tour schickt.
Arbeitssicherheit wird gross geschrieben
Dazu gehörten Evaluierungsbegehungen mit Vertretern von Linde, eine Risikoanalyse im Vorfeld, Tests mit Fahrzeugen mit voller Beladung und auf verschiedenen Bodengegebenheiten, neue Bodenaufkleber auf allen Routen und Umbauten an den bestehenden Transportanhängern.
Das Opel-Werk Aspern
- Seit 1982 in Betrieb
- Rund 1600 Mitarbeiter (das Durchschnittsalter liegt bei 45 Jahren)
- Zwischen 1982 und 2016 wurden 14.770.680 Motoren hier gebaut.
- 2017 wurde das 25-millionste Getriebe gefertigt.
- 49 Prozent der Produkte werden nach Spanien exportiert.
- Das Gelände ist rund 600.000 qm groß.
- Seit 1982 wurden über 2,3 Milliarden Euro in den Standort investiert.
- 2010 gab es rund 0,1 Unfälle je 200.000 geleisteter Arbeitsstunden.
Für uns hat Arbeitssicherheit oberste Priorität. Wir erhoffen uns durch die neuen Fahrzeuge ein Plus an Arbeitssicherheit,
erklärt Dr. Clemens Fath. Im August schulte Opel alle betroffenen Mitarbeitern in Wien, die mit den neuen Schleppern arbeiten. Mitarbeiter von Global Supply Chain begleiteten jedes Fahrzeug zwei Wochen lang, um sicher zu stellen, dass es keine Personen gefährdet werden. Ein blauer Lichtpfeil auf den Fahrzeugen warnt außerdem Fußgänger vor dem nahenden Gefährt.
Unter den Opel-Werken ist der Standort Aspern der erste, der automatisierte Fahrzeuge für längere Distanzen in Betrieb genommen hat. Die sechs automatischen Fahrzeuge von Linde, die im Produktionsalltag ihre Runden durch die Fabrikhallen ziehen, legen eine große Strecke zurück: In der Summe umrunden sie bei ihrer Arbeit jährlich mehr als einmal die Welt.